Das Prinzip der Aufladung und Schutz vor Entladung |
Die Lösung des Problems der Aufladung wird insoweit vereinfacht, als das die
Beschädigungen durch eine bekannte Ursache ausgelöst werden: ein Spannungsunterschied
zwischen zwei verschiedenen Stellen des Bauteils. Ist kein Spannungsunterschied
vorhanden, kann keine Entladung auftreten und somit wird kein Bauteil beschädigt.
Es gibt zwei einfache Regeln, wie man diese Spannungsunterschiede und damit auch
elektrostatische Beschädigungen vermeiden kann:
Die betroffenen Materialien unterscheiden sich wie folgt:
Die folgende Tabelle listet die Materialeigenschaften noch einmal auf:
Elektrische Leiter wie z.B. Metallbehälter, leitfähige Beutel oder Personen, können durch Ableitung der Ladungen mit geeigneten Erdungstechniken entschärft werden. Hierzu stehen einige wichtige Hilfsmittel zur Verfügung:
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Das Prinzip der Aufladung und Schutz vor Entladung |
Man kann sich die elektrostatische Entladung eines Leiters vereinfacht so vorstellen, dass man den Inhalt eines Wasserbehälters durch einen Trichter in einen Ausguss gießt. Die Durchflussgeschwindigkeit des Wassers hängt von der Größe der Trichteröffnung ab. Je kleiner die Trichteröffnung, desto größer ist der Durchflusswiderstand und um so länger dauert es, bis das Wasser abgeflossen ist. Die Menge des Wassers im Wasserbehälter steht für Größe der elektrostatischen Ladung, der Durchmesser der Trichteröffnung soll den Widerstand des Leiters darstellen. Der Wasserdruck beim Eintritt in den Trichter stellt die Spannung eines aufgeladenen Leiters dar. |
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Die Dauer des Entladevorgangs hängt von der Größe der ursprünglichen Ladung, von
dem vorhandenen Druck (d.h. Spannung) sowie von dem Widerstand ab, den die Ladung
auf dem Weg zur Erde überwinden muss. Die einzige Ursache, welche die Wirksamkeit der Ableitung von Elektrostatik beeinflussen kann, ist bei dem hier verwendeten Wasservergleich die Größe der Trichteröffnung und des Abflusses, bzw. der Widerstand des Erdkontaktes. Bei der Wahl der Boden- und Tischbeläge, der Handgelenksbänder und den Schuhen muss der Gesamtwiderstand so groß sein, dass die Ladung gegen Erde abgeführt wird, ohne die Bauteile oder Leiterplatten zu beschädigen. Er darf aber auch nicht so gering sein, dass die betreffende Person bei einem eventuellen Stromunfall gefährdet wird. Hier ist wieder auf die Arbeitssicherheit zu achten. |
Der Sinn von Boden- und Tischbelägen |
Die Hauptaufgabe eines leitfähigen Bodenbelages besteht darin, elektrostatische
Ladungen von Personen zu entfernen, die sich einem Arbeitsplatz nähern.
Solche Bodenbeläge sind beispielsweise dann notwendig, wenn sich Personen
ohne Handgelenksbänder häufig in Bereichen bewegen, in denen mit EGBs
gearbeitet wird. Um wirksam zu sein, muss der Bodenbelag in der Lage sein,
die Ladungen eines Menschen durch den Übergangs- und Ableitwiderstand abzuleiten,
bevor er eine Baugruppe berühren und vielleicht beschädigen kann. Der Boden in den Produktionsbereichen der Betriebe, die ESD-Baugruppen verarbeiten, müssen elektrostatisch ableitfähig sein. Ein Boden, dem Magnesit beigemischt ist, weist einen elektrischen Widerstand von im Mittelwert ca. 5 kOhm auf. Der Tischbelag muss sich ähnlich wie der Bodenbelag verhalten. Als Arbeitsfläche kommt er häufig in direkten Kontakt mit elektrostatisch empfindlichen Bauteilen. Dem Tischbelag kommt eine größere Bedeutung zu als dem Bodenbelag, da er so beschaffen sein muss, dass er selbst von elektrostatischen Ladungen frei bleibt. Außerdem muss er in der Lage sein, eventuell vorhandene Ladungen zuverlässig und in ausreichend kurzer Zeit zu verteilen und abzuleiten. Wird beispielsweise ein leitfähiger Transportbehälter voller elektronischer Teile auf den Tisch gestellt, sind unter Umständen sowohl die Person als auch die Kiste selbst stark aufgeladen. Ist kein ableitfähiger Bodenbelag vorhanden, muss der Tischbelag diese Funktion übernehmen. Während die Person den Behälter abstellt, muss die Aufladung abgeflossen sein, bevor die Person sich erdet, in den Behälter greift und ein Bauteil anfassen kann. Sowohl beim Bodenbelag als auch beim Tischbelag muss dieser Vorgang innerhalb einer Sekunde abgeschlossen bzw. die elektrostatische Ladung soweit reduziert sein, dass sie keinen Schaden mehr verursachen kann. Um die geforderten Ansprüche der Boden- und Tischbeläge zu gewährleisten, ist ein maximaler Widerstand von < 1MOhm, d.h. < 106 Ohm, erforderlich. Auch hier ist wieder darauf zu achten, dass aus Arbeitsschutzgründen der Widerstand nicht zu klein wird. Daher muss ein zusätzlich ein Ableitwiderstand von 1 MOhm in den Tisch- und Bodenbeläge vorhanden sein, um Mitarbeiter vor gefährlich hohem Erdstrom zu schützen, falls sie versehentlich einen elektrischen Stromkreis berühren sollten. |
Der Sinn der Handgelenk-Erdung |