Alphatronic PC8




Erscheinungsjahr: 1985
Hersteller: Triumph Adler
Prozessor: Z80, Taktfrequenz 4 MHz Taktfrequenz
RAM: 64kB
ROM: 32kB MSBasic 5.11, CP/M von Diskette ladbar
Text: 40 x 24 Zeichen, 80 x 36 Zeichen
Grafik: Grafikchip Mostek 6845, 160 x 72, 640 x 288 Blöcke Pseudografik, 16 Farben
Sound: Beeper
Tastatur: Schreibmaschine, QWERTZ, 85 Tasten, davon 5 Funkionstasten
Datenträger: Ohne Floppydrives: externer Kassettenrekorder,
zwei 5¼"- Diskettenlaufwerke, 360kB
Anschlüsse: 1 x V24(RS232), Centronics, Modul-Port, RGB-Video, FBAS-VideoPower

Der Nürnberger Hersteller TRIUMPH ADLER ist ein deutsches Unternehmen, der eigentlich eher bekannt ist durch ein umfangreiches Angebot von Büromaschinen wie die Schreibmaschine »GABRIELE«, Bildschirmschreibsysteme, Fakturiermaschinen und Tischrechner. Tatsächlich hat das Unternehmen in den Jahren zwischen 1980 und 1990 auch einigermaßen erfolgreich als Anbieter diverser Computersysteme auf dem umkämpften Markt für Klein und Mittelformat-Computern mitgemischt.
Begonnen hat TRIUMPF ADLER in den 1970ern, mit dem TA 1000, einem Computer der mittleren Datentechnik, der zum Beispiel in Gemeindeverwaltungen, zur Lagerverwaltung und Buchungen bei Steuerberatern eingesetzt wurde. Er versah auch seinen Dienst bei der Deutschen Bundesbahn, wo er in Fahrkartenschaltern eingesetzt wurde. 1980 wurden die Computersysteme »ALPHATRONIC P1« und »P2« vorstellten, die universell eingesetzt wurden konnten. In ihrem Inneren verrichtete der damals hochmoderne 8085-Prozessor von INTEL seine Arbeit. Das Betriebssystem war entweder MOS oder ein modifiziertes CP/M.
Die erste Berührung mit einem P2 hatte ich während meiner Ausbildung zum Funkelektroniker 1983, als ich an einem Lehrgang zur Computergesteuerten Messtechnik teilnahm. Der Computer wurde erweitert mit einem IECBus-Interface und konnte mittels eines erweiterten Basics zur Steuerung von Messgeräten eingesetzt wurde.
Die Reihe der von TRIUMPH ADLER gebauten Computer setzt sich fort bis in die 1990er-Jahre. Das Ende der Computerära von TRIUMPH ADLER lässt sich nicht so richtig verorten. Der TA DARIO 386, der mit MSDOS 5.0 bzw. MSDOS 6.22 arbeitete, kam irgendwann gegen Ende der 1980er-Jahre heraus, gefolgt von einer ganzen Palette von Notebooks und Laptops wie das WALKSTATION SYSTEM 386/33.
TRIUMPF ADLER, die in der Zwischenzeit dem KYOCERA-Konzern angehört, hat sich weitestgehend aus dem Computergeschäft, also dem Verkauf von Computerhardware, zurückgezogen und zu einem Dienstleister im Bereich des MANAGED DOCUMENT SERVICE gewandelt.
Der ALPHATRONIC PC8 kann für sich in Anspruch nehmen, eine Zeitlang die Spitzenposition meiner Wunschcomputer eingenommen zu haben. Von Oktober 1984 bis Januar 1985 war ich in einem Computerladen beschäftigt. Der Laden verkaufte neben den diversen Home-Computern auch die durchaus respektablen CP/M-Rechner von EPSON, dem QX-10 und natürlich den besagten ALPHATRONIC PC8. Der Händler war eigentlich ein verkrachter Bauunternehmer, der seine Baufirma grandios in den Konkurs geführt hat und danach versuchte, sein Glück im Handel mit Computer zu machen. Er hatte auch eine Zeitlang Erfolg, konnte sich ein dickes Auto und eine junge Frau leisten, fuhr allerdings 1986 erneut in die Pleite, weil er sich mit den Computern verzockt hatte. Der mehrfache Konkurs führte dann zu einem ebenso mehrjährigen Gefängnisaufenthalt wegen Konkursverschleppung und vielfachen Betrugs an Zulieferern und anderen Händlern. Das Auto und die junge Frau blieben dabei auch auf der Stecke...
Was er allerdings verstanden hatte, zumindest in der Anfangszeit seiner Karriere als Computerverkäufer, war, dass es durchaus sinnvoll ist, mit der Zeit zu gehen. Ein von ihm angeheuerter Elektronikingenieur entwickelte das Diskettenlaufwerk des ALPHATRONIC PC8 komplett neu und ersetzte das 5½“-Laufwerk durch eine wesentlich modernere 3½-Zoll Doppeldiskettenstation. Diese Kombination von ALPHATRONIC PC8, 3½“-Diskettenstation mit dem damals gebräuchlichen CP/M 2.2 sowie einer ganzen Palette von Software wie Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Telekommunikationssoftware nebst Akustikkoppler verkaufte sich wie verrückt und er ersetzte seinen kleinen Mercedes durch einen großen.

Der ALPHATRONIC PC kann durchaus respektable Daten aufweisen. Der in den vorherigen Computern eingesetzte Prozessor 8085 wurde durch einen Z80 ersetzt, der mit 4 MHZ getaktet wurde. Der Speicher war 64 kB groß und mit dem 32 kB großen System-ROM stand das MICROSOFTBASIC 5.11 zur Verfügung. Das Netzteil war eingebaut und das Gerät wog ca. 3,5 kg.
Es war möglich, ein Diskettenlaufwerk anzuschließen. Der Computer verfügt über keinen eingebauten Floppy-Controller. Dieser war ein das Diskettenlaufwerk integriert und konnte mit einem zweiten Laufwerk ohne Controller erweitert werden. Über das Diskettenlaufwerk konnte CP/M 2.2, später dann CP/M 3.0 geladen werden. Damit standen auch ein Diskettenbasic und Software wie WORDSTAR, DBASE und MULTIPLAN zur Verfügung.
Mit Schnittstellen ist der ALPHATRONIC PC reichlich ausgestattet. Auf der linken Seite befinden sich ein RGB-Ausgang zum Anschluss eines Farbmonitors sowie einen BAS-Ausgang für den damals obligatorischen Grün-Monitor. Über einen externen Videomodulator konnte in Fernsehgerät angeschlossen werden. An eine 9-polige DIN-Buchse wurde ein Kassettenrekorder angeschlossen. Auf der Rückseite finden sich eine V.24-Schnittstelle mit 25-poliger SubDBuchse, deren Datengeschwindigkeit Computerintern mit DIPSchaltern eingestellt wird. Die Centronics-Schnittstelle zum Anschluss eines Druckers ist ein eher unüblicher zweireihiger Pfostenstecker, der ein extra angefertigtes Kabel benötigt, um einen entsprechenden Drucker anschließen zu können.


Zwischen der V.24-Buchse und dem Centronics-Anschluss befindet sich der Erweiterungsbus, an den das Diskettenlaufwerk angeschlossen wird. Sobald diese angeschlossen wird, ist das 32kBROM aus und ein Boot-ROM eingeblendet. Dadurch stehen nur noch die Daten zur Verfügung, die über CP/M eingeladen werden können.

Auf der Oberseite befindet sich ein Modulschacht, in den Softwareerweiterungen eingesteckt werden konnten. Der Netzschalter befindet sich auf der rechten Seite.
Zwei Jahre vor der Corona-Pandemie entdeckte ich in den »Zu verschenken«Anzeigen im Reutlinger Generalanzeiger ein winzig kleines Inserat, in dem ein alter Computer von 1985 angeboten wurde. Die einzige Bedingung war, ihn auch abzuholen. Man solle sich doch bitte über die angegebene EmailAdresse melden. Natürlich habe ich mich gleich gemeldet, in der Erwartung, dass sich außer mir noch eine ganze Menge RetroComputerVerrückte melden würden. Die ersten Tage kontrollierte ich nahezu stündlich mein Postfach, es kam aber keine Rückmeldung. Nachdem wochenlang keine Rückmeldung eintraf, gab ich die Hoffnung schließlich auf in der Annahme, doch zu spät gekommen zu sein. Ein halbes Jahr ging ins Land, als schließlich doch noch eine Antwort in Form eines Telefonanrufs kam. Ich hatte den Computer schon längst nicht mehr auf dem Schirm und musste erst einmal an das Inserat erinnert werden. Auf meine Frage, wie viele sich den gemeldet hätten, gab die Dame mir zur Antwort: »Nur Sie!«. Ich schwang mich also ins Auto und fuhr zur angegebenen Adresse. Dort wurde mir eine ALPHATRONIC P2 gezeigt mit der Frage, ob ich das alte Ding denn tatsächlich haben wolle. Den zweifelnden Blick der Dame sehe ich immer noch vor mir...
Natürlich wollte ich den Computer haben. Also lud den P2 also in mein Auto als die Dame meinte, sie habe da noch einen, ob ich den vielleicht auch daran Interesse habe? Die Antwort könnt ihr euch wahrscheinlich denken. Sie brachte mir einen ziemlich verstaubten und verdreckten Computer, den ich sofort als den besagten ALPHATRONIC PC8 erkannte, den ich eigentlich schon immer hatte haben wollen.
Zuhause angekommen wurden beide Computer gereinigt und repariert. Der P2 fuhr sofort hoch und verlangte nach den BootDisketten, die netterweise dabei und noch komplett lesbar waren. Der PC8 hingegen gab keinen Ton, geschweige denn ein Bild von sich. Also widmete ich mich dem P2. Dieser funktionierte ein paar Wochen ohne größere Probleme. Ich reinigte ihn, schmierte die Führungsrollen der Diskettenlaufwerke und – voila! – das Gerät funktioniert, bis… Als ich es irgendwann einschaltete, ertönten nur leise Knackgeräusche. Nichts rührte sich, doch nach ein paar Sekunden stieg eine Rauchwolke aus dem Computer auf. Also Stecker raus, das Gehäuse geöffnet – der Schaden war ein kompletter Totalschaden. Ich benötigte ein paar Stunden um den tatsächlichen Schaden zu ermitteln. Unmittelbar nach dem Einschalten war ein Fehler im Netzteil aufgetreten, der dafür sorgte, dass sich eine ungeregelte Betriebsspannung über die komplette Elektronik ausbreitete. Die Folge war, dass wirklich alles defekt war. Kein einziges Ram, FloppyController, die ProzessorPlatine – tatsächlich alles war hinüber. Die Spur der Überspannung war sogar optisch zu verfolgen. Ich versuchte noch ein paar Wochen, die diversen Fehler zu beheben, doch irgendwann hatte ich genug, der Computer landete im Elektronikschrott und ich war die Leiche los. Also wandte sich meine Aufmerksamkeit dem PC8 zu. Dass dort ebenfalls das Netzteil defekt war, war mir klar, weil alle Spannungen fehlten. Die Hauptplatine testete ich, indem ich die notwendige Spannungsversorgung einfach über zwei externe Labornetzteile zuführte. Der Computer startete sofort, der Rechner selbst war also in Ordnung.
In meiner Sammlung an Bauteilen befand sich noch ein kleiner Trafo, der zwei Sekundärwicklungen hatte. Ein +/ 12VoltNetzteil war schnell entworfen und aufgebaut. Pollin bot zur gleichen Zeit ein 5V—MiniSchaltnetzteil an, welches ich kaufte. Der NetzteilErsatz funktionierte sofort, der Computer lief wieder.
Was mir an dem Computer gefällt, ist sein kompakter Aufbau. Wenn man ihn in der Hand hält, wirkt er kompakt und stabil. Die Tastatur ist eine deutsche QUERTZTastatur. Auf der rechten Seite, oben etwas außerhalb der Mitte findet sich ein Funktionstastenblock mit sechs Tasten. Daneben ist ein Dreierblock mit den Tasten für mathematische Grundfunktionen, also » + , , * , / « und » = «, unmittelbar darunter der Nummernblock mit einer zusätzlichen ReturnTaste – also fast die gewohnte Anordnung. Die Zielgruppe der Anwender war nicht der HobbyBereich und die der Heimanwender. Eher war der Computer dafür vorgesehen, in einem Büro zu stehen. Allerdings hatten die Entwickler den Hobby und Heimanwenderbereich nicht aus den Augen verloren, da die Buchse zum Anschluss eines handelsüblichen Kassettenrekorders vorhanden ist.
Was mich aber immer wieder stört ist die fehlenden BackspaceTaste, die auf einer normalen Tastatur oberhalb der ReturnTaste, unmittelbar unter der F6-Funktionstaste angeordnet ist. An ihrer Stelle befindet sich die Taste zur Umschaltung auf Grafikzeichen. Jedesmal, wenn ich etwas eingebe und mich verschreibe, haue ich reflexmäßig auf diese Taste. Die eigentliche INS/DEL-Taste befindet sich neben den Pfeiltasten in der untersten Reihe der Tastatur. Die helle Taste im Funktionstastenblock ist eine Tastenkappe eines anderen Computers, da das Original gefehlt hat.
Nach so vielen Jahren gefällt mir der Computer immer noch. Seine technischen Daten sind für die damalige Zeit durchaus bemerkenswert, allerdings war die Konkurrenz irgendwann viel zu groß. Schon zwei Jahre später kamen die deutlich leistungsfähigeren Computer von ATARI und COMMODORE auf den Markt. Diese Geräte waren komfortabler zu bedienen und moderner im Designe. Der ALPHATRONIC PC8 verschwand sang und klanglos von der Bildfläche und niemand hat ihn später je vermisst – vielleicht mit Ausnahme von mir.

Weiterführende Links:
The Homecomputer Guy: TA Alphatronic PC8
8-Bit-Nirvana: Triumph-Adler Alphatronic PC

Dieser Artikel erschien im November 2022 der SUC Session 233, dem Clubmagazin des Spectrum Computer Clubs Deutschland.