Philips NMS 8250 MSX2




Erscheinungsjahr: 1987
Hersteller: Sanyo
Vertrieb: Philips
Prozessor: Z80A, 3.58 MHz
RAM: 128kB RAM, 128kB Video-RAM
ROM: 64kB, MSX2-Basic
Betriebssystem: MSX-Dos, von Diskette bootbar, CPM2.2-kompatibel
Text: 40 x 24 variabel, 80 x 24 variabel
Grafik: Grafikchip TV9938 (MSX-VIDEO), gesamt 512 Farben
512 x 212: 16 aus 512 Farben, 256 x 212: 256 Farben
Sound: YM2149, Chipset Yamaha S3527, 3 programmierbare Soundgeneratoren, Rauschgenerator
Tastatur: QWERTY, 67 Tasten, 5 Funktionstasten in Doppelbelegung, vier Cursortaten, nummerischer Tastenblock
Datenträger: Externer Kassettenrekorder, zwei Diskettenlaufwerke 720kB
Anschlüsse: 2 x Modulport, 1 x Kassette, 1 x Video, SCART,
1 x HF, 2 x Joystick, 1 x Centronics, 1 x Diskdrive,
1 x Monitor, Power

Der PHILIPS NMS 8250 gehört ohne Zweifel zu meinen Lieblings-Computern in meiner Sammlung von Retro-Computern. Er befindet sich schon hart an der Grenze zum professionellen Desktop-Computer und weist auch deren Merkmale auf.
Die Platine steckt in einem formschönen Desktopgehäuse, die Tastatur ist vom Gehäuse abgesetzt und wird mit einem vieladrigen Kabel auf der Rückseite angesteckt. Im ihm befinden sich zwei integrierten 720kB-DD-Diskettenlaufwerken. Der extrem seltene Nachfolger NMS 8560 verfügt noch zusätzlich über eine interne 20MB Festplatte. Dieser kam aber offenbar nie über das Stadium des Prototyps hinaus.
Das Betriebssystem befindet sich in einem 64-kB-ROM und beinhaltet das MSX-DOS, das als Vorläufer von MS-DOS angesehen werden kann. Im ROM befindet sich auch noch der MSX-BASIC-Interpreter, der dem späteren GW-BASIC und dessen Nachfolger QBasic extrem ähnlich ist – wen wundert’s, hat doch MICROSOFT dieses Betriebssystem nebst Basic entwickelt.
So vielversprechend das Projekt der untereinander kompatiblen Computer auch war, es konnte nur wirkungsvoll im japanischen Raum, Südkorea und interessanter Weise in den Niederlanden Fuß fassen. In den Niederlanden waren die MSX-Systeme, vorneweg natürlich die Systeme von PHILIPS, eine Zeitlang die am meisten verkaufen Computer.
Die Abkürzung NMS steht für New Media System, da der Computer für 8-Bit-Verhältnisse über eine geradezu üppige Ausstattung an Farbe und, in geringerem Umfang, an Sound verfügt. Er ist reichlich mit Schnittstellen ausgestattet, die auch auf seinen Vorfahren, die Home-Computer VG8010 und VG8020 hinweisen. So befindet sich auf der Rückseite ein HF-Ausgang, mit dem der Computer an ein Fernsehgerät angeschlossen werden kann. Ebenso ist eine Schnittstelle für einen Kassettenrekorder vorhanden.

Das MSX-DOS
Als MSX2-Computer verfügt er über einen erweiterten Befehlsumfang im Basic. Er kann, wie auch die MSX1-Computer mit 64kB RAM, mit einer MSX-Boot-Diskette in das MSX-DOS gebootet werden. Das MSX-DOS ist eine Art Cross-Over zwischen MS-DOS 1.25 und CP/M 2.2.
Das MSX-DOS wurde von Microsoft entwickelt, die Kommandos sind eine Mischung zwischem MS-DOS und CP/M. Das Dateisystem ist kompatibel zu MS DOS, die Disketten sollten also auch auf einem handelsüblichen PC mit Diskettenlaufwerk gelesen und geschrieben werden können. Mein PC ist mit einem USB2.0-Diskettenlaufwerk ausgerüstet. Die MSX-DOS-Disketten können dort gelesen und geschrieben werden.

Das MSX-Basic
MSX-BASIC erschein in vier Versionen: MSX 1 von 1983, MSX 2.0 von 1986, MSX 2+ von 1988 und MSX TURBO R von 1990. Den ersten drei Versionen lag der 8-Bit-Prozessor Z80 von ZILOG zugrunde, der auch im ZX SPECTRUM eingesetzt wird. Die Version MSX TURBO R war auf den 16-Bit-Prozessor ZILOG Z800 zugeschnitten, der aber kaum zum Einsatz kam, von ZILOG selbst größtenteils ignoriert wurde und daher schnell wieder verschwand.
Das MSX-BASIC ist ein offener 8-Bit-Basic-Standard, der das Ergebnis der Zusammenarbeit des japanischen Verlags ASCII und MICROSOFT. ASCII war eine Computerspielezeitschriften-Verlag und Hersteller von Computerspielen in Tokio, der 2004 von der KADOKAWA GROUP HOLDING übernommen wurde. Ziel dieser Zusammenarbeit war es, einen einheitlichen Computerstandard zu entwickeln Tatsächlich gelang dies auch, sodass Computersysteme unterschiedlicher Hersteller mit der gleichen kompatiblen Software arbeiten konnten. Zu diesem Zweck wurde eine annähernd identische Hard- und Softwarebasis entwickelt.

Die Zeilenlänge im Textmodus
Im Textmodus lässt sich die Zeilenbreite in einem großen Bereich umschalten. Grundsätzlich beträgt die Zeilenbreite entweder 40 Zeichen auf 24 Zeilen oder 80 Zeichen auf 24 Zeilen. Diese wird einfach über den Basicbefehl WIDTH 40 und WIDTH 80 umgeschalten. Hierbei wird jeweils die komplette Bildschirmbreite ausgenutzt.
Die Zeilenbreite kann aber variert werden. Ab einer Zeilenbreite von 40 Zeichen oder weniger sind die Zeichen breit dargestellt. Mit dem Befehl z.B WIDTH 30 werden nur noch 30 Zeichen pro Zeile angezeigt. Hier wird die Bildschirmbreite nicht mehr voll genutzt, da die Zeichenbreite gleich bleibt. Der Ränder rechts und links wird also breiter. Ab einer Zeilenbreite größer als 40 Zeichen schaltet der Computer auf die kleine Schriftdarstellung um. Die Zeilenlänge kann dann mit WIDTH 41 bis WIDTH 80 von 41 Zeichen bis 80 Zeichen pro Zeile variert werden, wobei der Rand rechts und links auch nur größer bzw. kleiner wird.
Ob diese Darstellung tatsächlich von Nutzen ist, sei dahin gestellt. Sie ist auf jeden Fall möglich. Der Befehl WIDTH ... findet sich auch im GW-Basic und im Q-Basic wieder.

Disketten-Images
Im Internet sind viele Disketten-Imags mit Spielen und Anwender-Programmen zu finden. Das Problem ist, diese auf eine Diskette zu übertragen. Auf der Website von Rudolf Lechleitner ist ein Programm zufinden, welches sich Disk-Manager nennt. Mit dem Programm können sowohl MSX-Images auf Diskette übertragen als auch von MSX-Disketten-Images erstellt werden. Das Programm ist einfach zu bedienen und erklärt sich größtenteils von selbst. Ein Gimmick ist, dass es mit diesem Programm auch möglich ist, Images für den Atari ST zu erstellen. Die Endung muss anschließend auf *.st umbenannt werden und Voila!, sie sind für den Atari ST zu verwenden.
Der Link zur Website von Rudolf Lechleitner findet sich unten bei den aufgeführten Links.

Die Restauration
Das Restaurieren diese Computers war relativ schwierig. Da der Decke und der Boden des Desktop-Gehäuses aus Stahl besteht und der Computer die meiste Zeit seines Daseins auf einem Dachboden gefristet hat, war es relativ stark verrostet. Die Front hatte ebenso gelitten und das befürchtet Problem, dass sich der Weichmacher des Kunststoffes zu größten Teil verflüchtigt hatte, hat sich bestätigt. Warum der Kunststoff der Tastatur nicht gelitten hat, kann nur daran liegen, dass es ein anderer strapazierfähigerer Kunststoff ist - wie auch immer...
Ich habe das Stahlgehäuse großflächig abgeschliffen und die Roststellen mit Zwei-Komponenenspachtel geglättet. Anschließend wurde es grundiert, lackiert und mit Klarlack versiegelt. Die vergilbte Tastatur sind mit 30%. Wassserstoffperoxid und Sonnenlich gebleicht, was allerdings zu einem etwas seltsamen Ergebnis geführt hat. Die Tasten sind wieder hell geworden, eine gesamte Zeile der Tastatur ist aber etwas dunkler geblieben.
Die Front wurde innen mit Harz-Klebstoff verklebt und stabilisiert, vorsichtig abgeschliffen, verspachtet, grundiert und lackiert. Das Ergebnis ist einigermaßen zufriedenstellen. Die Front war allerdings so stark beschädigt, das die Schäden trotzdem noch zu sehen sind. Der Computer war ursprünglich mit nur einem Diskettenlaufwerk ausgestattet. In meiner Sammlung befand sich noch ein älteres HD-Laufwerk, welches zusammen mit dem NMS8250 funktioniert.
Alles in allem ist der NMS8250 ein sehr schöner Computer. Er ist toll ausgestattet und macht wirklich Spaß! Ich hätte ihn in den 80ern den anderen Computern wie z.B. den Commodore-Computern vorgezogen.

Dieser Artikel ist auch in leicht geänderter Form im Dezember 2025 in der Clubzeitschrift SUC-Session 242 des Spectrum Userclubs Deutschland erschienen.


Weiterführende Links
Geschichten eines Sammlers - Philips NMS-8250
MSX Resource Center - NMS 8250
Homepage von Rudolf Lechleitner - (MSX) Software