VTech IQ TV 512



 
 
Erscheinungsjahr: 1998
Hersteller: Video Technology
Prozessor: 68000 Clone mit 16MHz Taktfrequenz.
RAM: 512kB
ROM: unbekannt
Betriebssystem: VTech-eigenes
Grafik: 400 x200 Pixel geschätzt, 256 Farben
Sound: Sampling-Sound über Audio-Buchse.
Tastatur: Schreibmaschine, QWERTZ,
97 Tasten, 2 Tasten ON/OFF,
3 Tasten zur Steuerung ohne Maus.
Datenträger: Interner Flash-Speicher 512kB,
externer Flash-Speicher 128 kB.
Anschlüsse: Spannungsversorgung 9V, Maus RJ45s, Centronics, PC-Link 3,5mm Klinke, Audio out, FBAS, HF.

Der IQ TV512 von VTech ist in Basic programmierbare Homecomputer - ein Education- bzw. Lern-Computer, dessen Zielgruppe die Kinder waren. Der Computer wurde von 1998 bis 2003 gebaut und für ca. 90€ bis 120€ verkauft. Als Lerncomputern nimmt er insofern eine Ausnahmestellung ein, da die meisten anderen Lerncomputer von VTech mit einem LCD-Display ausgestattet sind.
Der IQ 512 ist die Erweiterung des IQ 128. Er hat 512 kB Hauptspeicher und läuft mit in einen Custumer-Chip integrierten 68000-Prozessor. Der Prozessor selbst ist auf der Hauptplatine nirgends zu finden. Die Taktfrequenz beträgt 16MHz. Als Massenspeicher dient ein 128kB großes Flash-ROM. Der Computer ist ein geschlossenes System. Es ist nicht möglich, ihn zu erweitern. Dafür ist er mit einer Vielzahl von Programmen ausgestattet. Es finden sich einige Spiele, ein Organizer, Lern-Software und Office-Programme im ROM, die nach dem Start des Systems im Hauptbildschirm angezeigt und mit der Maus angeklickt werden können.
Zusätzlich zum FBAS-Ausgang hate der IQ TV512 einen HF-Ausgang, was der Name schon andeutet. Um nicht permanent das Antennenkabel ausstecken zu müssen, um dem Computer an das Fernsehgerät anzustecken, leigt dem Coputer quasi als Gimmick eine Antennen-Umschaltbox bei. Dese erlaubt es, sowohl die Antenne als auch den Computer parallel am Fernsehgerät zu betreiben. An den Audio-Ausgang ist der Ton abgreifbar.
Schaltet man das Gerät an, erscheint einer Begrüßungsanimation, die den Computer benennt. Diese verschwindet nach kurzer Zeit und eine mit der beiliegenden Maus bedienbare grafische Oberfläche erscheint. Sie erinnert an Windows 3.1* und wird als Schreibtisch bezeichnet. Über den Schreibtisch lassen sich die einzelnen Programme starten.
Ähnlich wie bei anderen Lerncomputern gibt es Programme zum Erlernen des Umgangs mit der Tastatur. Quizspiele sollen das Allgemeinwissen erweitern. Mit einem Malprogramm können einfache Grafiken und Zeichnungen erstellt werden sowie Clip Arts eingebunden werden. Ein Kompositionsprogramm ermöglicht es, Melodien zu erstellen. Das Gerät vermittelt auch Grundkenntnisse in der Arbeit mit Büroprogrammen und der Programmierung. Hierzu sind ein Telefonbuch, eine kleine Datenbank, eine Textverarbeitung und eine Tabellenkalkulation vorhanden. Um Programmieren zu lernen, ist ein Basic-Interpreter eingebaut.
Der Computer hat keine Möglichkeit, einen externen Massenspeicher in Form eines Kassettenrekorders oder eines Diskettenlaufwerks anzuschließen. Zwar sind Schnittstellen vorhanden, diese dienen dazu, einen Drucker über eine Centronics-Schnittstelle anzuschließen und zwecks Datenaustauschs über eine serielle Schnittstelle Verbindung zu einem PC aufzunehmen. Ein Massenspeicher ist aber insofern vorhanden, als dass sich im Gerät ein Flash-ROM mit 512 KB Kapazität befindet, in dem Daten dauerhaft gespeichert werden können. Auf einen externes Speichermodul, welches vom Genius IQ 128 übernommen werden k ann können weitere Daten abgelegt werden. Ein Dateimanager ermöglicht das Kopieren oder Löschen von Dateien.
Der IQ 512 ist ohne Zweifel ein interessanter Computer. Im Konzept steckt einiges an Gehirnschmalz. Allerdings würde ich meinem Kind solch einen Computer nicht hinstellen. Zwar wird der Rechner mit 16MHz getaktet, die Bedienung ist jedoch alles andere als komfortabel. Die Maus läuft relativ schlecht und die Klicks werden nur zögerlich angenommen. Dies mag an der Konstruktion der Maus liegen, die wirklich sehr einfach aufgebaut ist. Statt der am Ende der 90er üblichen Lichtschranke, die über ein Lochrad die Impulse erfasst, greifen mehrere Schleifkontakte die Bewegungen an einem Kontaktrad ab. Der Grund kann aber auch die umständliche Programmierung des Systems in Allgemeinen sein. Meinem Kind würde ich daher eher einen echten PC zur Verfügung stellen, da auf ihm alles läuft, was auf dem IQ 512 ebenfalls vorhanden ist.
Da ich aus der Zeit der Basic-Programmierer komme, hat mich natürlich der Basic-Interpreter stark interessiert. Also habe ich ihn aufgerufen.
Vorne weg: der Basic-Interpreter ist sehr gewöhnungsbedürftig. Nach dem Start öffnet sich ein Fenster, das sehr nach Windows 3.1 aussieht. Ein Menü stellt vier Einträge zu Verfügung. Diese sind weitgehend selbsterklärend. Was mich aber tatsächlich gestört hat, ist, dass dem Hilfe-Eintrag keine echte Hilfe unterlegt ist. Hier werden nur ein paar wenige Befehle erklärt, ansonsten lässt die Hilfe einen ziemlich hilflos zurück.
Im Hauptfenster fällt zu allererst der riesige Eintrag »Hauptspeicher« ins Auge. Dieser Eintrag belegt gleich einmal knapp ein Drittel der Bildschirmbreite. Dieser Eintrag ist keineswegs nur ein einmaliger Vorgang, er kehrt mit jedem Druck aus "»ENTER« wieder zurück und nimmt gleich jede Menge Platz zu arbeiten weg. Das hätte man besser lösen können. Wer immer sich das überlegt hat - es war eine echt blöde Idee! Man kann mit dem Interpreter arbeiten, es gibt aber bessere Umsetzungen, wie die vielen anderen Computer aus dieser Zeit und davor zeigen.

Alles in Allem ist der VTech IQ TV 512 ein zwar gelungenes Werk, allerdings wurde das meiner Meinung Konzept nicht ganz zu Ende gedacht und geht, wenn auch knapp, an der Zielgruppe Kinder vorbei. Schade eigentlich. Er ist aber trotzdem besser als z.B. der VTech Laser 50 mit seinem einzeiligen Display, der sich ebenfalls als Education Computer bezeichnet.

Dieser Artikel ist auch in leicht geänderter Form im August 2020 in der Clubzeitschrift SUC-Session 234 des Spectrum Userclubs Deutschland erschienen.


Weiterführende Links
Homecomputermuseum: VTech IQ TV512
Crew Nightfall